Zukunft der Pflege im Sauerland
Neheim-Hüsten. Wie sieht im Sauerland die Zukunft in der Gesundheitspflege aus? Ist das Sauerland im Bereich der ambulanten und stationären Pflege auf die älterwerdende Bevölkerung in der Region gut aufgestellt? Wie sieht es mit Job-Angeboten im Pflegebereich aus? Homebase sprach mit Thorsten Vlatten, Betriebswirt und Gesundheitsökonom, Geschäftsführer des Gesundheits- und Seniorenzentrums GmbH „Am Bremers Park“ aus Arnsberg-Neheim.
Vlatten sagt: „Dadurch, dass 2003 durch die Novellierung des Landespflegegesetzes der Bettenbedarfsplan aufgehoben wurde und es in den letzten Jahren zu einer Platzerweiterung kam, ist meiner Meinung nach, im Verhältnis gesehen für die rund 270 000 Einwohner, genügend Pflegeplätze zur Verfügung stehen. Das heißt, für jeden Pflegebedürftigen im Hochsauerlandkreis (HSK) gibt es einen Pflegeplatz. Lediglich die Unterschiede in der Beschaffenheit und Ausstattung der Einrichtungen zeigen, dass die Altbauten in Verhältnis zu den Neubauten, einen enormen Investitionsbedarf aufweisen. Hier stecken enorme Chancen. Das gilt auch für spezifische Plätze.“ Er gibt aber auch zu bedenken, dass diese Pflegeplätze nicht immer vor der Haustür liegen werden. Neubauprojekte wurden in den letzten Jahren fast immer in städtische Zentren geplant und realisiert. „Die Akzeptanz und die Nachfrage nach ambulanten und stationären Pflegeplätze steigt stetig“, so Thorsten Vlatten. Damit steigt der Bedarf an gut ausgebildetem Fachpersonal. Das betrifft die unterschiedlichen ausgerichteten Trägerstrukturen, ob kirchliche, städtische oder private Einrichtungen beziehungsweise ambulante Organisationen. In Nordrhein-Westfalen überwiegen die ambulanten Pflegedienste gegenüber der stationären Pflege 60-40. Hiervon sind zirka 60 Prozent private Anbieter. Im stationären Bereich liegen sie bei 50:50.
Zu den Fachkräften: Der Gesetzgeber schreibt eine bestimmte Fachkraftquote vor. 50 Prozent des Pflegepersonals muss eine 3-jährige, pflegefachliche Ausbildung haben, also examiniertes Personal. „Durch diese hohe Quote werden immer gute Fachkräfte im Pflegebereich gesucht. Es ist ein sehr interessanter und umfangreicher Arbeitsbereich mit tollen Karrierechancen. Er ist auch sehr sensibel, denn schließlich geht es um das Wohl der Menschen und es bedarf einer hohen sozialen Kompetenz“, meint Vlatten. Er ist weiterhin der Meinung, dass man nicht unbedingt in die städtischen Zentren gehen muss: „Das vielfältige Arbeitsumfeld bietet ebenfalls gute Berufsperspektiven. Dies ist gerade für pflegewissenschaftlich ausgebildete Fachkräfte von Interesse, die in eine Leitungsfunktionen gehen möchten“, erklärt der Gesundheitsökonom.
Eine ärztliche Unterversorgung befürchtet Vlatten nicht generell. Ausnahmen werden vermutlich Kleingemeinden sein, um die es sich zu kümmern gilt. Dort sieht er die Institution der Gemeindeschwester, die mit Rat und Tat der Bevölkerung zur Seite stehen könnte. Zu den Pflegeeinrichtungen: trotz des knappen Kassenbudgets können diese eine Kooperation mit niedergelassenen Ärzten eingehen. Der Gesetzgeber erlaubt sogar den sogenannten „Heimarzt“. Die Arztwahl bleibt jedem Patienten natürlich freigestellt. Für den HSK wird zurzeit ein Pflegeatlas erarbeitet, der im Internet unter www.hochsauerlandkreis.de/bs/Gesundheit-Soziales/Pflegeatlas/index.php. Der zur gezielten Pflegesuche eingesehen werden kann.
Ein Bericht von Achim Benke